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„Wir finden Lösungen“ – Deutschkurse und mehr für minderjährige Geflüchtete in Neu-Westend

Lesen Sie hier einen Bericht von Dorit Schneider über unser Geflüchteten-Projekt. Sie ist aus der ev. Gemeinde Neu-Westend und hat den Artikel im Faltblatt „Offene Kirche“ geschrieben:

Eine Gruppe von etwa 30 Jugendlichen steht vor dem Tor. Kaum drinnen angekommen, sitzen diesmal schnurstracks alle an einem der Tische. Bleistifte werden gespitzt und Hefte verteilt – Übungshefte nach dem sogenannten Thannhauser Modell, die speziell für ehrenamtlich durchgeführte Deutschkurse konzipiert wurden.

Manchmal wird erst Fußball oder Tischtennis gespielt, diesmal erfüllt bereits nach wenigen Minuten eine konzentrierte Atmosphäre den Raum. Ein paar Mal wechselt noch jemand den Platz. Die Jungs sitzen nach Sprachen bzw. ersten Deutschkenntnissen gruppiert: An einem Tisch üben sie das deutsche Alphabet Buchstabe für Buchstabe, an zwei Tischen sitzen arabischsprachige Jugendliche, an je einem weiteren jene, die Kurdisch oder Farsi und Dari sprechen.

Seit Monaten kommen wieder mehr unbegleitete, fast ausnahmslos männliche Minderjährige nach Deutschland, vor allem aus Afghanistan, Syrien und dem Irak. Das merken die Ehrenamtlichen – ältere und jüngere, Männer und Frauen – um Berndt Palluch und Gabriele und Martin Kögel, die seit 2015 einmal wöchentlich zwei Stunden Deutsch für diese Jugendlichen anbieten.

Allen Beteiligten ist klar, dass die Stunden hier einen richtigen Sprachunterricht nicht ersetzen können. Allerdings warten viele der Jugendlichen bis zu einem halben Jahr auf ihre Anhörung. Vorher ist es kaum möglich, einen Sprachkurs zu beginnen oder eine Schule zu besuchen. „Wir wollen gleich nach ihrer Ankunft in Berlin für Kontakte sorgen und den Jugendlichen das Gefühl geben: Da sind Menschen, denen seid ihr nicht egal“, beschreibt Martin Kögel die Motivation des Teams.

Die Ehrenamtlichen kommen aus den Kirchengemeinden Frieden und Heilig Geist, aber auch von außerhalb der Kirchen. „Uns alle eint, dass wir uns als Teil der Gesellschaft fühlen – egal ob Christen oder nicht. Wir kommen aus unseren vier Wänden hinaus und das tut uns allen gut. Und: Wir finden Lösungen.“ Das Netzwerk ist groß: Vertrauensvoll arbeitet das Team mit der Initiative „Willkommen im Westend“ und dem Nachbarschaftszentrum Ulme35 zusammen. Die katholische Grundschule Herz Jesu unterstützt die Arbeit.

Angefangen hat das Team 2015, als viele unbegleitete Minderjährige nach Deutschland kamen. Einige der Jugendlichen von damals sind heute bei verschiedenen Trägern wie der Stadtmission tätig und unterstützten die Arbeit des Teams. Gerade diejenigen, die als Sozialassistenten in den Wohnheimen arbeiten, bringen die Jungs das erste Mal mit und motivieren sie durch ihr eigenes Beispiel. Und sie vermitteln bei Konflikten unter den Jungs oder wenn Augen, Hände und Füße für die Kommunikation mit den Ehrenamtlichen doch nicht ausreichen.

Auf die Frage, was er sich wünscht, antwortet Martin Kögel ohne Zögern: „Ich wünsche mir am meisten, dass diese Arbeit überflüssig wird, weil unsere Gesellschaft verstanden hat, dass sie auch den Menschen am ‚unteren Ende‘ der Gesellschaft Chancen geben muss.“


https://www.kg-neu-westend.de/gemeinde/gemeindebrief-offene-kirche.html

 

 

 

Kontakt zum Team über das Büro der Katholischen Gemeinde Heilig Geist: info@heiliggeist-berlin.de