An Allerseelen 2024 fand in Heilig Geist das jährliche Konzert des Kirchenchores Heilig Geist statt. Mit dem Bachchoral „Ach Herr, lass dein lieb Engelein“ stimmte Chor und Orgel das Konzertpublikum auf den Abend ein, der die Erinnerung an die Verstorbenen, die wir in unserem Herzen tragen, wecken sollte. Nach dem Choral trat Soloviolinist Clemens Linder in den Altarraum. Alleine mit seiner Geige setzte er zum ersten Arpeggio an, die Seele begann zu singen. Die Chaconne aus der 2. Partita für Violine solo von J. S. Bach ist eine Variationsreihe über ein Thema, die nicht nur durch Können und die Virtuosität des Interpreten die Zuhörer fesselte. Linder nahm die Zuhörer mit auf eine emotionale Reise zwischen Trauer und Hoffnung, Diesseits und Jenseits. Er spielte meisterhaft und berührte das Publikum mit dem klingenden Grabstein, den Bach möglicherweise für seine Verstorbene Frau Maria Barbara komponiert hatte.
Auch Gabriel Fauré, dessen Todestag sich am 4. November 2024 zum 100. Mal jährte, begann sein Requiem nach dem seines Vaters und nahm die letzten Änderungen vor, als auch seine Mutter plötzlich verstarb. Er selbst sagte, dass sein Requiem anlasslos, „zum Vergnügen, wenn ich es so nennen darf“ komponiert wurde.
Von Zeitgenossen wurde das Stück wegen liturgischer und musikalischer Sünden angeklagt, ein Geistlicher bezeichnete es als unannehmbar radikal. Heutzutage wird es wegen seiner geistlichen Andacht und Frische geschätzt.
Der Kirchenchor Heilig Geist sang das Werk in der kammermusikalischen Fassung. Das Orchester war mit Bläsern, Harfe, Orgel, Pauke und Streichern besetzt.
Mit einem lauten Orchesterklang begann das Stück. Der Chor schwebte über dem Orchester im „requiem aeternam“. Nach der Einleitung wurde den Zuhörern deutlich, diese Stück soll nicht die Angst vor dem Tag des jüngsten Gerichts schüren, sondern Trost spenden und den Blick auf die ewige Ruhe und das himmlische Jerusalem, richten.
Die beiden Solisten Carolina Dawabe Valle und Ingo Witzke glänzten in ihren Soli.
Mit dem letzten vertonten Satz des Requiems von Fauré schwang sich der Chorsopran buchstäblich „in paradisum“ und der gesamte Chor schloss mit der hoffnungsvollen Botschaft im friedlichen D-Dur: du mögest die ewige Ruhe haben. Nach einem Moment der Stille bedankte sich das Publikum bei allen Musizierenden des Abends mit großem, ausgiebigem Applaus.
Ein herzlicher Dank gilt unseren Chorsängerinnen und -sängern für den unermüdlichen Einsatz bei den Proben! Für alle Musizierenden war es eine bewegender musikalischer Allerseelen-Abend.
Dank der Finanzierung durch den Freundeskreis Kirchenmusik der Pfarrei, das Erzbistum Berlin und die Pfarrei konnte der Kirchenchor die Schönheit dieser Musik für das Publikum erlebbar machen.