Bruder-Emmeran-Platz

Am 26.08.2012 wurde der neu geschaffene Platz bei unserer Rotbuche im Rahmen des Pfarrfests eingeweiht. Er erhielt den von den meisten Pfarreiangehörigen gewünschten Namen „Bruder-Emmeran-Platz“.

Wer war der Namensgeber dieses Platzes, der es immerhin zu 117 Einträgen in unserer Chronik schaffte?

Lassen wir zunächst den Chronisten sprechen: „Eine ganz große Freude brachte uns der 17. April [1948], als unser lieber Br. Emmeran [Paul Montkowski] um 12 Uhr ganz unerwartet in Holzgaloschen und dunkelblauem Leinenanzug strahlend und lachend wie immer vor uns stand. Er war aus der russischen Gefangenschaft zurückgekommen und war nun eine hochwillkommene Hilfe für unser kleines Kollegium mit seinen vielen Obliegenheiten. Er konnte vor allem Br. Conrad im Hausdienst entlasten, der nun wieder richtig auf die Höhe kam, von der er in den letzten Jahren infolge des Mangels an Arbeitskräften heruntergerutscht war. Zugleich hatte Br. Emmeran so viel Sonne und Wärme mit ins Haus gebracht, dass wir am nächsten Tage mit dem Heizen aufhören konnten.

Damit ist Br. Emmeran schon etwas in seiner Originalität im besten Sinne des Wortes und seiner Schlitzohrigkeit charakterisiert. Er war humorvoll, aber auch einer, der sich durchaus Respekt verschaffen konnte, zumal bei jungen Leuten, wenn sie ihn nicht ernst nehmen wollten.

Br. Emmeran war, bevor er 1926 bei den Steyler Missionaren eintrat, im Damenmode-Einzelhandel beschäftigt. So verblüffte er oft noch im Alter die Damenwelt mit seinen diesbezüglichen Detailkenntnissen. – Er wurde am 17.05.1905 in Allenstein, Ostpreußen, geboren. Sein Vater war Lokomotivführer, die Mutter führte den Haushalt. Er war das älteste von 11 Kindern. Mit 21 Jahren begann er seine Ordensausbildung bei den Steyler Missionaren im Missionshaus St. Adalbert in Mehlsack, Ostpreußen, heute Pieniezno, Polen. Weil er vielseitig war, bekam er 1938 seine Versetzung nach Berlin in unser Heilig Geist Kolleg, wo ein solcher Mann dringend notwendig war. Hier in Berlin blieb er bis zu seinem Tode, ausgenommen die Zeit seines Militärdienstes und der Gefangenschaft zwischen dem 02.04.1941 und dem 17.04.1948. Im Heilig Geist Kolleg und in der Heilig Geist Pfarrei übernahm er alle erforderlichen Dienste und Aufgaben mit großer Zuverlässigkeit und absoluter Treue. Ja, er identifizierte sich ganz selbstverständlich mit der Pfarrei und dem Kolleg. Besonders bekannt wurde er durch seine langjährigen Dienste als Sakristan und seinen Dienst an der Pforte, den er noch drei Monate vor seinem Tod ausübte. Hier lernte er viele Leute aus der Pfarrgemeinde kennen, die ihn liebevoll einfach „Emmi“ nannten. Er war immer präsent und zur Stelle. Er sprach auch jede und jeden sofort an um sich zu erkundigen, was sie/er wolle. Dass er kein Kind von Traurigkeit war, wurde schon oben erwähnt. Das blieb auch dem bekannten Kabarettisten von den Stachelschweinen, Wolfgang Gruner (1926-2002), aus unserem Kiez nicht verborgen, der ihn bei seinen Soloauftritte beim Pfarrfest ausdrücklich kommentierte. Br. Emmeran war bei allen Festen mittendrin und so konnte man ihn abends nach getaner Arbeit auch schon mal in der Westend-Klause oder im heutigen Westend-Grill antreffen. Die letzten Tage seines Lebens war er im Malteserkrankenhaus, wo er am 09. März 1999 im Alter von fast 94 Jahren friedlich verstarb. Kein anderer Steyler Mitbruder gehörte länger zur Berliner Niederlassung als er: 61 Jahre.  

                                                                                                                      Bruno Rehm SVD